»Schatten hört die Signale« von Susanne Cho.

Die Hauptfiguren sind diesmal Menschen, die in römischer Zeit in Augusta Raurica oder in Vindonissa gelebt haben und dort verstorben sind. Manche von ihnen haben Spuren hinterlassen, Gräber, Grabbeigaben, im Glücksfall Inschriften, die uns über ihre Namen und einige Lebensdaten informieren. Besonders ergiebig sind  Grabsteine von Militärangehörigen, enthalten sie doch am meisten biografisches Material.  Doch auch von Zivilpersonen gibt es eindrückliche Zeugnisse, in seltenen Fällen sogar ein Portrait des Verstorbenen, das uns Auskunft gibt über Kleidung, Frisur, Wohlstand oder andere Merkmale.

Weniger glücklich ist das Schicksal jener, die unter ungeklärten Umständen an unüblichen Stellen wie Sodbrunnen, Kanalschächten oder unter Mauern in den Boden gekommen sind. Doch auch über sie lässt sich dank moderner Untersuchungsmethoden Interessantes herausfinden.

Hätten die Menschen damals gewusst, dass man sich nach so vielen Jahrhunderten ihrer erinnert, wäre das wohl Grund tiefster Befriedigung gewesen. Anders als in christlichem Denken erwarteten sie nach dem Tod lediglich ein trostloses Dasein als Schattenwesen in der Unterwelt. Hoffnung setzte man da eher auf die Hinterbliebenen, die sich der Verstorbenen erinnern sollten, ihrer Taten, ihrer Karriere, ihres Erfolges.

Selbst diejenigen, die nie ein rituelles Begräbnis erfahren haben – ein Umstand, den jeder Römer zutiefst fürchtete –, treten nun durch die heutige Forschungsarbeit aus dem Dunkel des Orcus hervor.